Die Welt des Klaviers
Die Aeolian Company lancierte im Jahre 1897 in den USA unter dem Namen „Pianola" einen ersten automatischen Vorsetzer für Klavier. In Deutschland reagierte darauf zunächst die Firma Ludwig Hupfeld AG in Leipzig, die im Frühjahr 1902 ihr „Phonola" lancierte. Hupfeld führte 1905 für ihre Phonola die Künstler-Musikrolle ein. Diese wurde von Pianisten eingespielt und enthielt viele interpretatorische Charakteristika, doch die dynamische Differenzierung fehlte. Diese musste nacharrangiert werden.
Am 21. Mai 1904 liessen Edwin Welte und Karl Bockisch das von ihnen entwickelte Wiedergabeverfahren Mignon patentieren, das an der Leipziger Frühjahrsmesse des Jahres 1905 erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Ziel war nicht die Wiedergabe einer gestanzten Musikrolle und die Beeinflussung durch einen Pianola- oder Phonolaspieler, sondern Welte erfand ein Reproduktionssystem, welches die authentische Wiedergabe von Interpretationen von berühmten Künstlern ermöglichte.
Zunächst wurde Mignon als Welte-Kabinett angeboten, welches über keine Klaviatur verfügte. 1908 wurde der Welte-Vorsetzer präsentiert, ab 1909 bot Welte das System Mignon eingebaut in Klaviere an und ab 1913 ebenfalls in Flügel.
Nicht nur in Deutschland, auch in den USA wurde das Welte-Mignon zum führenden Reproduktionsklavier. Mit der Einführung des Duo-Art-Systems der Firma Aeolian und des Ampico-Klaviers und mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verlor die Firma Welte dort jedoch ihre Vormachtstellung.










